Innere Sprache als Blaupause verstehen
Innere Sprache ist die Blaupause unserer Art und Weise, uns selbst und die Welt um uns herum zu sehen, einzuordnen und zu interpretieren. Innere Sprache ist die Urgrammatik unserer Perspektive, unserer Sichtweise, unserer Art, in Beziehung zu treten mit uns selbst und anderen Menschen.
Sie ist die Matritze, aufgrund derer wir die Kategorien bilden, an denen wir uns orientieren. Sie erschafft den Rahmen, innerhalb dessen wir uns sicher fühlen und gibt uns die Sicherheit, Erlebtes in einer bestimmten Form zu ordnen und begreifbar zu machen.
Orientierung und Halt
Sprache in ihrer gesamten Bedeutungsbreite durchwebt unser gesamtes Menschsein. Sie transportiert auf ganz vielen Ebenen Information. Mit der Sprache lernen wir als Kinder kollektive und gesellschaftliche Grundmuster und Rahmenbedingungen. Wir bilden in uns ein Basisraster, in dem grundsätzliche Regeln, Kategorien und Strukturen angelegt sind, die für das Leben, in das wir hinein geboren sind, wichtig sind. Auch in der Familie gibt es dieses Grundmuster, das wir detailgetreu in uns hinein kopieren und die Teile nach und nach aktivieren, die für unser Leben relevant sind. Dieses Grundgerüst ermöglicht uns Orientierung. Es gibt uns Halt - und es eint uns mit den Menschen um uns herum.
Diese inneren Grundmuster sind nicht fest und unnachgiebig in ihrer Struktur. Sie sind in ständiger Bewegung, schwingen in uns, weben sich durch unser Bewusstsein und passen sich ständig neu an uns und unsere Lebensbedingungen an. Wie in Netz. Dazu geschaffen, Struktur zu geben.
Fühlen, Fühlen, Fühlen
Der Mensch ist ein Fühlwesen. All das, was Innere Sprache, Grundmuster, Netze und Kategorien machen, wozu sie da sind und wozu wir sie brauchen, ist, uns zu ermöglichen, Gefühle erlebbar, erfahrbar, verstehbar zu machen. Sehr lange war die geistige Erkenntnis, das Warum, das Verstehenwollen unser größter Antrieb. Wir haben Ordnungen geschaffen, die es uns ermöglichen, die Welt und unser Sein intellektuell zu differenzieren und zu analysieren.
Nun stehen wir an einer Schwelle, an dem sich alles auf einer höheren Bewussteinsebene verschmelzen will. Dazu müssen wir verstehen, wie unser inneres Netz beschaffen ist, wie es wirkt und vor allem: wie es sich verhält. Dann können wir beginnen, es in seiner Gesamtheit zu verstehen - statt es festzuhalten, zu verfestigen, es zu glorifizieren oder es zu verteufeln, je nachdem, wie und aus welcher Perspektive wir darauf schauen.
Unser Verstehen lichtet strukturen
Dieses tiefe Verständnis für uns selbst weitet das innere Netz, lässt es schwingen und durchlässig werden. Dieser lächelnde Blick ermöglicht es, eine Wahl zu treffen, eine Entscheidung zu sehen und bereitet in uns den Boden für etwas, das neu ist.
Für die Verschmelzung von Bewusstsein und Gefühl, von Geistwesen und Menschenwesen, von Körper und Seele.
Wenn wir nicht lernen, unsere Gefühle zu fühlen, unsere Gefühle nicht in uns halten können, wenn wir dem Gefühl ausweichen, ihm aus dem Weg gehen oder es überdecken, wenn unser Inneres also wahrnimmt, das wir überfordert sind, zieht sich das Netz in uns, das uns Halt und Struktur geben soll, zusammen. Es wird enger. Die Maschen werden dichter, das Material wird fester. Es gibt mehr Halt. Es gibt mehr Orientierung. Es gibt mehr feste Struktur und Interpretation. Der Spielraum wird kleiner, dafür werden die Wände stabiler. Wir leben auf einer Welt mit einem Leben, von dem wir wissen, das es endlich ist. Dass es zerbrechlich ist. Eine Welt, auf der es, im Außen und ganz grundsätzlich, keine echte Sicherheit gibt. Wenn wir nun z.B. dieses Gefühl nehmen, das Gefühl von existenzieller Unsicherheit, und das in uns nicht halten können, weil wir - ebenfalls sehr grundsätzlich - nicht gelernt haben, uns in unseren Gefühlen zu begegnen und uns in ihnen zu halten, dann werden wir uns nicht in dieses Gefühl hineinsinken lassen und es erforschen können. Wir werden eben nicht auf seinen Grund sinken und von ihm über unsere Existenz lernen, uns berühren lassen können von dem, was uns dieses Gefühl schenken könnte. Sondern wir werden es - allerhöchstens - rationalisieren und der „Gefahr“ denkend begegnen. Das Netz zieht sich zusammen und produziert jede Menge Ablenkungsprogramm, um das eigentliche Gefühl zu überdecken. Wir kennen Gedankenspiralen, Sorgenkonstrukte, wildes Gedankengehopse, tausende Bilder, dramatische Szenarien und ganze Kinofilme des Schreckens, die unser Inneres rege produziert. Wenn wir diese Mechanismen nicht erkennen, lernen, bewusst Stopp zu sagen und dann üben, üben, üben, diesen Mechanismus und den ganzen Rummel zu ignorieren, bleibt er immer mächtig.
Alte Bahn und neue wege
Denn er ist die durch vor uns Generationen und in uns jahrelangem Wirken die ausgefahrendste innere Autobahn, die man sich vorstellen kann - während der andere Weg sowohl kollektiv als auch persönlich eher ein schmaler Trampelpfad ist. Trotzdem. Wir haben jeden Grund dazu, aus dem rasant die Autobahn entlangfahrenden Luxusauto auszusteigen und uns nackt und bloß und ohne technisches Navigationsgerät auf den Trampelpfad zu begeben. Die Autobahn wird enden. Und wir wissen das. Zeit, anzuhalten und den neuen Weg zu suchen.
Die alten Mechanismen funktionieren nicht mehr. Das Netz gibt zwar Halt, aber es schnürt uns auch jede Luft zum Atmen ab. Es nimmt uns unseren Handlungs- und Entfaltungsspielraum. Es verbaut uns die Sicht. Es nimmt uns die Wärme. Es hat sich verselbstständigt.
Das innere Netz schafft die äußeren Bubbles
Unser inneres Netz schafft die äußeren Bubbles. Beides, das Netz und die Bubbles, müssen wir uns bewusst machen. Sie wahrnehmen. Ihre Funktion kritisch hinterfragen. Was, wenn wir lernen würden, unsere Gefühle zu fühlen. Mit ihnen zu sein. Das strukturierende Netz in uns wahrzunehmen. Es zu dirigieren statt uns von ihm beherrschen zu lassen.
Unser menschliches Sein verlangt nach Halt. Entweder wir lernen, uns in unserer inneren, weichen, liebevollen Stärke, in unserer ganzen flexiblen, offenen, weisen Kraft zu halten - oder wir werden von genau dem Netz gehalten, das sich auf Jahrtausende alten Bewusstseinsstrukturen heraus entwickelt hat - oder wir erhalten Halt aus einer Prägung, die mit Informationen gefüllt ist, die uns höchstwahrscheinlich gar nicht mehr entsprechen.
Nun leben wir in einer Zeit, in denen uns einzelne Aspekte unseres inneren Netzes in einer Weise bewusst werden, die absolut einzigartig ist. Wir erleben - gleichzeitig - ein extremes Zusammenziehen des Netzes und seine radikale Auflösung. Wenn die äußere Unsicherheit steigt, jeder Konflikt, jede Herausforderung multikomplex zu sein scheint, wenn Lösungen unmöglich erscheinen, alle Lebensbereiche des persönlichen Lebens und alle gesellschaftlichen Ebenen ebenfalls von dieser Unsicherheit betroffen sind, wenn alles ins Wanken gerät, zieht sich das Netz zusammen. Es wird fester, die Maschen werden enger, Kategorien werden schärfer abgetrennt, Unschärfen, Übergänge, changierende Bereiche werden „abgeschaltet“ und alles feste, „faktische“, „belastbare“ wird nach oben gespielt. Meinungen empfinden sich selbst als Wahrheiten, unterschiedlich geprägte Netze stehen sich als Stahlgerüste gegenüber.
Die Lebendigkeit schwindet
Die Lebendigkeit schwindet aus unseren Systemen. Weicht dem Versuch, Halt zu erzeugen. Wir spüren das. Den enormen Kraftaufwand, den es erfordert, auf diese Art einen Halt zu erzeugen, den es eigentlich nicht geben kann. Wir spüren, dass es nicht geht, nicht gehen kann - aber wir sitzen noch im Auto auf der alten Bahn. Mit Schnelligkeit, mit Härte, mit altem Weg kommen wir nirgendwo mehr an. Denn wir sind schon angekommen. Nämlich an genau dem Trampelpfad. Es ist bereits Stillstand. Unsere Gewohnheit spiegelt uns die Bewegung nur noch vor. In uns produzieren wir jede Menge Hektik, Eile, Erschöpfung, Rennen.
Aber wenn wir hineinspüren, ist es bereits still. Es ist schon Innehalten, wenn wir es ihm erlauben.
Lichte Sprache für ein neues Miteinander
Und dann können wir aussteigen. Das Auto und die Bahn, auf der es steht, hinter uns lassen und uns aufmachen, einen neuen Weg in uns zu entdecken. Wir können diesen Weg mit all dem erfahren, was wir bereits über diese Welt und dieses Leben und dieses Menschsein wissen. Wir können all unsere Sinne, all unsere inneren Kompasse, Lichter und Erkenntnisse nutzen und den Weg neu erschießen. Jeder von uns als Pionier dieser neuen Geschichte. Wir können all die Bubbles als Teil der alten Bahn im Auto vergessen und uns, wenn wir uns begegnen, frei gegenüber treten. Uns fragen und die Puzzelstückchen staunend aneinander legen, die jeder von uns in der Hand hält. Wir können uns erkennen, uns selbst und uns unter einander und in einander. Ohne dass uns die inneren Prägungen und unterschiedlichen Netze von einander trennen.
Hier gehts weiter:
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