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AutorenbildSandra

Die Macht der Sprache

Worte sind mächtig.

Wir kennen ihre Macht vor allem aus der Kommunikation zwischen Menschen und sie ist uns vor allem bewusst, wenn diese Macht uns negativ auffällt. Wenn wir uns sprachlich oder rhetorisch überrannt, in die Ecke gedrängt oder manipuliert fühlen. Wir kennen diese Art der Macht auch aus dem größeren Kontext. Worte sind in der Lage, Massen zu bewegen, Stimmungen zu erzeugen und sie zu lenken.


Worte können verletzen, schneiden wie Glas, sie können sich anfühlen wie Sprengstoff oder uns in Sekunden zum Erstarren bringen. Sie können uns den Blick vernebeln, an unserer eigenen Wahrnehmung zweifeln lassen, uns in Rage versetzen oder uns verleiten. Worte können zurück stoßen und anziehen - und das sogar zur selben Zeit gleichzeitig. Worte können uns in andere Welten mitnehmen, uns ganz hinein sinken lassen und uns fast körperlos reisen lassen. Sie können uns alle Energie rauben oder uns aufblühen lassen. Sie können uns anheben, aufrichten, tragen und beflügeln.

Worte können uns freundlich berühren, uns bis in unsere Tiefe hinein öffnen, uns trösten und wiegen. Sie können uns erinnern an alles, was wir in uns verborgen halten, an unsere Menschlichkeit, unsere Wärme, die Liebe, die Weite, das Glück.


Das ist nichts Neues. Die verbindenden Elemente von Worten spüren wir in der liebevollen Kommunikation, aber auch in der Poesie, in Gedichten, in der Musik und überall dort, wo wir uns offen begegnen können. Wo wir zugewandt sind. Zuhören und wirkliche Fragen stellen.

Ich beschäftige mich mit Worten, seit ich denken kann. Mit 5 habe ich meine erste Geschichte geschrieben, mein Leben lang mit Worten gelebt, Worte bewegt und geprüft, sie geschmeckt und ihnen in mir Raum gegeben, sich zu erkennen zu geben. Nicht einfach so habe ich Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft und Philosophie studiert. Ich liebe die Sprache. Ich bin extrem neugierig und erfahre sie immer wieder in neuen Facetten. Das, was sie transportieren und wie sie das tun. Was genau den Worten eigentlich ihre Macht gibt. Warum sind Worte in der Lage, uns derart zu berühren? Und was bedeutet das?


Mit Sprache erfassen wir die Welt. Sie ist die Blaupause unserer Fähigkeit, die Welt zu erfassen und sie uns zu eigen zu machen. Indem wir sprachlich erfassen und ausdrücken, finden wir uns in der Welt zurecht - und unsere Sprachen drücken aus, auf welche Art und Weise wir in unserem jeweiligen Kulturkreis die Welt sehen und erlebbar machen. Wenn wir einem Gefühl einen Namen geben, reguliert sich unser Nervensystem automatisch. Ein benanntes Gefühl ist definiert, hat einen klaren Rahmen und einen umgrenzten Bedeutungsspielraum. Ein benanntes Gefühl fühlt sich fühlbarer an. Aushaltbarer. Sehr eindrücklich ist das bei Angst. Ein nichtsprachlicher Ausdruck von Angst ist das Schreien. Wenn ich sage: „Ich habe Angst.“ ist das Gefühl sofort anders. Denselben Mechanismus umgekehrt finden wir bei z.B. Glück - es gibt Momente, in denen wir vor Glück jubeln und jedes Wort dem Gefühl einen zu engen Rahmen geben würde. Worte geben Gefühlen einen Rahmen. Manchmal brauchen wir das. Manchmal brauchen wir das nicht, und es engt uns eigentlich mehr ein. Und fast nie ist uns das bewusst oder sind wir uns der Konsequenzen bewusstt. Und ich meine das ganz neutral. Es ist uns einfach nicht ganz klar, wie wir Sprache benutzen, was Sprache eigentlich ist und wir mit ihr alles machen, was sie kann.


Die Eigenschaft von Sprache, Rahmen zu geben, ist schon der wesentliche Schlüssel zum Verständnis ihrer Macht. Denn dieser Rahmen befindet sich wie eine Matritze in ganz tiefen Bereichen unseres Bewusstseins. Unsere Sprache, unsere Worte sind wie Boten aus der Tiefe unseres Unterbewusstseins. Und daher rührt ihre Macht. Denn je weniger wir uns unseres inneren Rahmens bewusst sind und je weniger wir ihn (und im Grunde ja uns selbst) erforschen und immer wieder neu erfahren, desto weniger können wir wirklich damit anfangen, was Worte in unserem Innersten anklingen lassen. Es gibt ein Miteinander von Worten und Gefühlen, das in der Lage ist, uns in einer Art Schaukelbewegung unsere innersten Strukturen bewusst zu machen. Unsere Art, die Welt zu erfassen, wird in unseren Worten sehr lebendig gespiegelt.


Momentan haben wir zahlreiche Phänomene, die eher eine Verengung von Worten und ihrer Bedeutungsräume spiegeln. Gleichzeitig haben wir eine Überdehnung bestimmter Worte ins fast unerträglich Belanglose. Wir sind es gewöhnt, Sicherheit, Kontrolle und Rahmen vom Außen zu erwarten und im Außen zu brauchen. Je mehr hyperkomplexer Problemfelder uns im Außen begegnen, desto stärker der Drang, den Rahmen enger zu bauen, die Mauern hochzuziehen, uns zu schützen. Wenn es von Außen keine Sicherheit gibt, schützt sich das Innere selbst - und zwar auf die einzige Art, die es gelernt hat. Nämlich mit Enge. Mit dem Zusammenziehen. Wir erleben das in den Bubbles, in denen Menschen mit „einer Meinung in fast allen Bereichen“ zusammen kommen. Wir erleben das in einem starken Trend zur prinzipiellen Meinungsbildung und Meinungsäußerung. Wir erleben das im Spagat zwischen permanenter Reizüberflutung und gähnender Langeweile, weil alles nur ganz oberflächlich erfasst und nur ganz im Ansatz ausprobiert wird. Weil wir nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen, lenken wir uns ab. Und zwar mit grandiosen, hoch kreativen und sehr spannenden Taktiken!


Die Frage ist:

Wie gehen wir damit um?


Meine Antwort darauf ist: Indem wir es herausfinden. Gemeinsam.


Ich habe meine Praxis Lichte Sprache® - Atelier für bewusste Sprache genannt, denn all dies beginnt im Inneren UND es ist ein ganz kreativer, offener, neugieriger und zutiefst erhellender Prozess. Wir können unsere Sprache als Spiegel betrachten, uns in unserem konkreten Leben, unseren Worten und Gefühlen spiegeln und so unsere Art, die Welt zu erfassen, beleuchten. Licht in etwas zu bringen, bedeutet NICHT, überall nur rosa Wolken zu sehen. Im Gegenteil kannst Du im Licht erst beginnen wahrzunehmen, was da alles ist! Das Licht entsteht in einer offenen, zugewandten Haltung Dir selbst gegenüber. Die Worte spiegeln Dir die Bereiche, in die Du hineinspüren, hineinlauschen kannst. Ich zeige Dir gerne, wie das geht. Es ist leicht. Denn es ist alles da. All die harten Worte, Muster und zusammengezogenen Rahmen in Deinem Inneren nehmen Dir die Luft zum Atmen, die Freude am Leben und die Fähigkeit, mit anderen Menschen offen und zugewandt zu sprechen.


Die Bereitschaft zu sprechen beginnt in Dir selbst. Wie sprichst Du mit Dir selbst?

Deine innere Form der Kommunikation ist die Basis für alle Kommunikation im Außen. Ist es in Dir warm, sicher, geborgen, frei, weit, liebevoll, neugierig, spielerisch und freundlich? Oder bist Du urteilend, kritisch, gemein, abwertend und schlägst Dir bei jedem scheinbaren Scheitern oder angeblichen Versagen selbst mit der Bratpfanne um die Ohren? Bist Du gut mit Dir? Bist Du in einer glücklichen Liebesbeziehung mit Dir selbst, in der all Deine Eigenheiten und all das, was in Dir noch im Prozess ist, zärtlich und freudig begleitet wird?

Die Bereitschaft zuzuhören beginnt in Dir - hörst Du Dir zu? Kannst Du die Antwort hören, wenn Du Dich fragst, wie es Dir geht? Fragst Du Dich das überhaupt?


Alles beginnt in uns. Und von innen heraus können wir eine neue Form des Miteinanders finden. Indem wir eben nicht vorher schon wissen, wie das geht. Indem wir eben kein Programm haben. Und keine Garantie. Und keine kürzeste Zeit. Indem wir all das nicht haben. Nur die Gewissheit, dass wir uns selbst erleben wollen. Erfahren wollen, wandeln und erleuchten wollen, was da ist. Und dass wir - ganz konkret, mitten in unserem Alltag, mitten in all dem Zuviel, dem Chaos und unserer ewigen Flucht vor dem Stillstand - immer schon da sind. Immer schon Zuhause.


Die Erforschung der inneren Sprache
Die Erforschung der inneren Sprache als Basis für die Kommunikation auf allen Ebenen

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